Historie
Seit 1455 ist die Existenz des Unterkirchhofs in der Nähe des Untertors belegt. Dieser Friedhof muss sich an der Stelle des heutigen Friedhofes oder in seiner unmittelbaren Nähe befunden haben.
Der Friedhof selbst wurde 1647 erstmals als Friedhof der Lutheraner urkundlich erwähnt. Anlass der Erwähnung war die Erweiterung des Friedhofes um den Mutz’schen Garten. 1729 wurde der Friedhof erneut vergrößert und 1744–50 mit einer Mauer eingefriedet.
1714 wurde aus dem Baumaterial der neben dem Rathaus abgebrochenen Fleischschirn ein Kirchhofhaus erbaut. Bis zur Gründung des katholischen Friedhofs am Gluckensteinweg um 1850 wurden auch die wenigen Katholiken Homburgs hier begraben.
Unter den neun Friedhöfen des Stadtgebietes Bad Homburgs nimmt der Evangelische Friedhof am Untertor eine besondere Stellung ein. Er ist mit seinen knapp 315 Jahren der älteste der Stadt und er war, obwohl von der lutherischen Gemeinde verwaltet, zeitweise auch für andere Konfessionen geöffnet. Außerdem sind hier die meisten Persönlichkeiten aus Homburgs Vergangenheit beigesetzt.
Als Folge der historischen Entwicklung sowohl im Landgrafenhaus (1622–1866) als in der Kirchengeschichte wurde der Friedhof in zwei ungleich große Areale geteilt, durch die die einstige Dornholzhäuser Chaussee, die jetzige Saalburgstraße, führte.
Heute betrachten wir die beiden Teile rechts und links als Einheit, doch dieser Umstand bestand aufgrund der Unterscheidung der evangelischen Christen in Lutheraner und Reformierte seinerzeit noch nicht.
Das bereits 1817 vom Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. eingeleitete Bestreben, beide Richtungen in einer Union zu vereinen, nahm Homburg nicht wahr, als die Stadt 1866 Teil des preußischen Staates wurde. Erst im Oktober des Jahres 1900 kam es hier zur Vereinigung, wodurch die Trennung der beiden Friedhöfe 1901 beendet war. Die lutherische Gemeinde übernahm nun die Verwaltung beider Friedhofsteile.
Seit 1908 ist das Gemeindebüro der Erlöserkirche dafür zuständig. Bei der Bevölkerung wirkte die einstige Trennung jedoch noch lange nach. Pfarrer Ohly beobachtete 1934 „noch gewisse Reste einer reformierten Gesinnung“ in seiner Gemeinde, und sogar um 1980 galt die einstige rein lutherische Seite bei der älteren Generation als "die einzig Richtige".
Rückblick in die frühe Geschichte
An der Stelle des heutigen Friedhofs oder in seiner unmittelbaren Nähe befand sich bereits 1455 der "Unterkirchhof", der seinen Namen vom benachbarten Untertor ableitete. Durch Quellen gesichert ist die Einweihung des Friedhofs an der heutigen Stelle im Jahr 1695, veranlasst durch Landgraf Friedrich II. von Hessen-Homburg, der nicht nur die Burg mit der dortigen Kirche abreißen ließ, sondern auch die bisherige Begräbnisstätte seiner 1200 Untertanen beseitigte.
Gleichzeitig mit der Anlage am Untertor stellte er für die Bürger reformierten Glaubens dort ein Gelände in Richtung Engelsgasse zur Verfügung, das von diesen allerdings erst 50 Jahre später angenommen wurde, denn an der Obergasse befand sich ein reformierter Friedhof.
Das erste Totenhaus von 1714 auf der lutherischen Seite wurde 1842 durch ein größeres ersetzt, wobei sich Abriss und Neubau auf 845 Gulden beliefen. Bauherr war aber nicht die Kirchengemeinde, sondern die Stadt Homburg. Dieser Bau war nötig geworden, da der Friedhof eine erweiterte Funktion erhielt. Er nahm jetzt nicht nur evangelisch-lutherische Verstorbene auf, sondern verstorbene Menschen aller christlichen Konfessionen.
Während der Anteil von Katholiken unter der Bevölkerung gering war - sie hatten keinen eigenen Kirchhof -, trat mit der Entdeckung von zwei Heilquellen und der Eröffnung der Spielbank eine zahlenmäßig größere Gruppe in Erscheinung: die Kurgäste. Zu ihnen gehörten Russisch-Orthodoxe und Angehörige der britischen Anglikanischen High Church. Die Öffnung des Friedhofs war damals selten, aber im Interesse des Kurwesens.
Bereits 1842 zählte man hier 2000 Kurgäste, 10 Jahre danach waren es 7000. Oft war es nicht möglich, am Ort Verstorbene in ihre Heimat zu überführen, daher wurden sie auf diesem Friedhof beerdigt. Die Stadtverwaltung zahlte der Kirchengemeinde für jede dieser Beerdigungen einen bestimmten Betrag, beteiligte sich an den Unterhaltungskosten des Leichenhauses und kam 1847 für die notwendig gewordene Erweiterung des Friedhofs durch den Ankauf von Grundstücken auf.
Die Eröffnung des katholischen Friedhofs am Gluckensteinweg von 1857 brachte eine Entlastung für den lutherischen Friedhof. Trotzdem drohte seine Schließung, und die Gräber sollten auf den katholischen und den israelitischen Friedhof verlegt werden. Eine Verlegung oder die totale Schließung zugunsten eines neuen kommunalen Friedhofs war auch später im Gespräch. Oberbürgermeister Konrad Maß plante im Oktober 1905, das hierdurch frei werdende Gelände an der Saalburgstraße in einen Park umzuwandeln.
Das neue Tor
Das bisherige einfache und niedere Eingangstor zum Friedhof konnte 1904 durch ein im barockisierenden Stil von Baumeister Louis Jacobi entworfenes schmiedeeisernes Portal an der Ecke Dietigheimer Straße und Saalburgstraße ersetzt werden. Es war von einem Nachkommen des Heinrich Hammelmann gestiftet und vom Homburger Kunstschlosser Merle aus der Dorotheenstraße geschaffen. Die Inschrift im oberen Teil lautet: "Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben. Dem Andenken meiner Eltern Heinrich und Sophie Hammelmann."
Auffallend sind die beiden steinernen Urnen mit ihrem Sternenkranz auf den Pfeilern aus Buntsandstein. Nach Meinung des Lokalhistorikers Heinrich Jacobi (1866–1946) stammen diese Urnen von den inzwischen entfernten Gräbern der Hofdamen Louise von Stockhausen geb. Ziegler (gestorben 1814) und ihrer Schwester Ernestine von Ziegler (gestorben 1821). Beide waren nacheinander Hofdamen der Landgräfin Caroline im Schloss. Louise von Ziegler gehörte in ihren Jugendjahren dem Umkreis Johann Wolfgang von Goethes an. Dieser „Lila“, wie sie im Freundeskreis hieß, widmete er 1772 das Gedicht "Pilgers Morgenlied".
Doch noch Schließung?
Die Schließung der beiden Friedhofsteile und ihre Umwandlung in einen Park kam später wieder auf. Pfarrer Ohly, seit 1934 an der Erlöserkirche, stellte bald fest, dass die meisten Beerdigungen auf dem seit 1920 bestehenden Waldfriedhof stattfanden. Der Friedhof am Untertor brachte wenige Einnahmen, zugleich aber waren die Unterhaltungskosten sehr hoch.
Pfarrer Ohly sah nur die Alternative: entweder die beiden Friedhofsseiten zu schließen, einzuebnen und als Parkanlagen der Stadt zu übergeben oder wieder Grabstätten zu verkaufen. Auf das entsprechende Angebot der Kirchenverwaltung an die Stadt, dieses Geschenk anzunehmen, kam keine Antwort. Es zeigte sich auch Widerstand Bad Homburger Bürger, die Erbrechte und andere Ansprüche hier besaßen.
Daraufhin wurde folgende Lösung erarbeitet:
Einebnung von Teilen des Friedhofs, neue Parzellierung, Verkauf von Grabstellen, Anlegen neuer Wege, Anpassung der alten Friedhofsordnung an die gegenwärtige Zeit. Diese Änderungen und Verbesserungen geschahen in den Jahren 1937 bis 1939.
Der Kriegsausbruch vom 1. September 1939 brachte einen Teil der geplanten Veränderungen zum Stillstand, denn der Friedhofsgärtner wurde zur Wehrmacht eingezogen, die Bauarbeiten konnten nicht weiter geführt werden, der Gräberverkauf deckte wegen des Währungsverfalls die übrigen Kosten nicht, und Arbeiter waren für Geldentlohnung allein kaum zu bekommen. „So verfielen unsere Friedhöfe im Verlauf des Krieges und der Nachkriegszeit wieder der Verwahrlosung“, klagte der Pfarrer 1945.
Schwierige Nachkriegsjahre
In den Jahren zwischen Kriegsende und der Währungsreform vom 20. Juni 1948 erreichten die Schwierigkeiten ihren Höhepunkt. Dabei schuf die Beschaffung von Särgen ein kaum lösbares Problem. Wie sich Pfarrer Ohly erinnerte, wurde bei einer Bestattung der Tote in einen alten Kleiderschrank gelegt, da ein Sarg absolut nicht aufzutreiben war. In anderen Fällen gab es keine Sargdeckel, so dass der Tote nur mit einem schwarzen Tuch zugedeckt wurde.
In der Gegenwart
Die langsame, aber stete Verbesserung der Situation führte zur vorbehaltlosen Annahme dieses Teils durch die Gemeindemitglieder. Es wäre sonst nicht möglich gewesen, hier eine Stelle für anonyme Grabstätten auszuweisen. Nahe der Abgrenzung zum Hindenburgring steht ein Naturstein inmitten einer Rasenfläche, zu dem ein schmaler Weg führt. Hier können die Hinterbliebenen Blumen, Gestecke und Kerzen aufstellen zum Gedenken aller hier Beigesetzten.
Der Friedhof am Untertor, als Ganzes betrachtet, zählt heute ca. 5600 Grabstätten. Dem allgemeinen Trend folgend, wird der Wunsch nach Urnengräbern immer stärker, so dass das Verhältnis zu Erdgräbern 70:30 beträgt. Obwohl eine Gräberordnung Einfluss auf die Art und Weise der Gräber nehmen will, wird dieser Komplex hier sehr liberal gehandhabt.