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Ein Augenblick für die Ewigkeit

Ein Augenblick für die Ewigkeit

Taunus Zeitung 07.10.2014

Sich mit der eigenen Sterblichkeit zu beschäftigen fällt schwer. Der „Tag des Friedhofs“ des evangelischen Friedhofs am Untertor nahm dem Thema ein bisschen die Schwere.

„In unserem Alter muss man sich langsam mit dem Thema Tod auseinandersetzen“, sagt ein älterer Homburger, der gemeinsam mit seiner Frau den „Tag des Friedhofs“ zum Anlass genommen hatte, sich mit den verschiedenen Bestattungsmethoden zu befassen. Überrascht seien sie gewesen, wie viele Möglichkeiten bestünden und es nicht nur darum gehe, ob sie lieber in einer Urne oder einem Sarg begraben werden möchten, erzählten die beiden.
Vielen Besuchern gehe es ähnlich, sagt Marc Zahradnik. Der Bestatter kümmert sich als Technischer Direktor um den evangelischen Friedhof am Untertor. Er weiß, dass in Bad Homburg heutzutage um die 80 Prozent aller Bestattungen Urnenbeisetzungen sind. Dabei gibt es viele Varianten: Neben dem traditionellen Urnengrab gibt es auch Erd- und Wiesengräber, Bibelfelder oder Urnenwiesen.

Dass es diese neuen Bestattungsformen gibt, ist für Zahradnik Ergebnis einer gesellschaftlichen Entwicklung: „Unsere Gesellschaft verändert sich, die Kinder müssen beruflich flexibler sein und bleiben nicht mehr an dem Ort, an dem ihre Eltern leben.“ Infolgedessen seien häufig keine Angehörigen da, die sich um die Pflege des Grabes kümmern könnten. Der Wunsch, nach dem Tod nicht zur Last für die Hinterbliebenen zu werden, wird laut Zahradnik immer häufiger geäußert. Unter anderem auch deswegen nähme die Anfrage nach anonymen Beisetzungen zu.

Aus theologischer, aber auch aus gesellschaftlicher Sicht sieht Diethelm Harder, der Vorsitzende des Friedhofsausschusses, diese Entwicklung kritisch. Denn natürlich ist Grabpflege mit Arbeit verbunden, aber auch damit, sich mit dem Hinterbliebenen auseinanderzusetzen. Eine Alternative sind laut Harder pflegeleichte oder pflegefreie Gräber, die bis zu einem gewissen Grad auch den individuellen Vorlieben angepasst werden können. So kann bei einem Bibelfeld zum Beispiel die Farbe der Bibel und des Steins nach dem Geschmack des Verstorbenen ausgewählt werden. Auch das eingangs erwähnte ältere Ehepaar könnte sich ein solches pflegeleichtes Grab vorstellen: „Unsere Kinder werden auch älter. Sich 30 Jahre lang um ein Grab zu kümmern, ist zeitintensiv, aber auch körperlich sehr anstrengend.“

Bei einem Rundgang über den Friedhof gab Zahradnik den rund 50 interessierten Zuhörern Beispiele für verschiedene Beisetzungsformen. Die Urnenwände in der erst kürzlich restaurierten weißen Kapelle (die TZ berichtete) strahlen Ruhe und Frieden aus. „Wie hübsch, hier möchte ich meine Urne auch stehen haben“, rief eine Besucherin sogar spontan begeistert. Das mag befremdlich klingen, aber tatsächlich konnte man beim Tag des Friedhofs über das „Danach“ sprechen, ohne dass es fehl am Platze gewirkt hätte.


Besondere Ruhestätten

Dass allerdings ein solches Interesse an außergewöhnlichen Grabstätten bestehe, hat sowohl Zahradnik als auch die evangelische Erlöserkirche überrascht. Zahradnik: „Um der Nachfrage gerecht zu werden, werden wir in Zukunft darüber nachdenken müssen, noch weitere, ähnliche Ruhestätten zu errichten.

Welche Gedanken macht man sich noch, wenn man über den eigenen Tod nachdenkt? Zum Beispiel die, wie gut erreichbar der Friedhof für die Angehörigen ist „Mein Mann und ich haben uns bewusst für diesen Friedhof am Untertor entschieden, denn er ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen“, erklärte eine ältere Dame. Sie und ihr Mann hätten beide sehr verschiedene Vorstellungen, was die letzte Ruhe angehe. Er habe keinen glatten Stein gewollt, sie schon. Er habe sich eine Erdbeisetzung gewünscht, sie möchte lieber eingeäschert werden. Da gebe es vieles zu planen. „Ich freue mich, dass ich beim ,Tag des Friedhofs’ so viele Anregungen bekommen habe.“


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