Ein neues Tor zur Vergangenheit
Taunus Zeitung 09.09.2014
Eine jahrhundertealte Mauer trennt den Friedhof am Untertor vom Parkplatz am Heuchelbach. Künftig soll ein Tor hindurchführen – wenn die Mauer stabil genug ist. Sonst wird es teuer.
Direkt rechts neben der braunen Kapelle – einem weiteren Sanierungsobjekt auf dem lutherischen Friedhof am Untertor – möchte die Erlöserkirchengemeinde einen Durchgang zum Parkplatz am Heuchelbach schaffen. Doch zuerst wird erforscht, wie stabil die Mauer ist. Fotos: Jochen Reichwein
In den Sechziger Jahren konnten Besucher des evangelischen Friedhofs am Untertor noch durch das Tor und die Garage des Gärtners Zimmerling gehen, wenn sie in Richtung Gluckensteinweg und den weiten Weg über die Dietigheimer Straße abkürzen wollten. „Der hat uns immer durchgelassen“, erinnert sich Stadthistorikerin Gerta Walsh, die viel über den bald 330 Jahre alten und damit ältesten Friedhof von Bad Homburg geforscht hat.
Inzwischen wohnt jemand anderes im früheren Gärtnerhaus, und das Tor in der alten Mauer entlang des Heuchelbachs ist geschlossen. Den Wunsch, sich den Umweg durchs Haupttor zu sparen, haben heute erneut viele Friedhofsbesucher, die auf dem Festplatz am Heuchelbach parken. Daher planen die Stadt und die Erlöserkirchengemeinde, die für den Friedhof zuständig ist, weiter vorne einen neuen Durchbruch durch die Mauer zu schaffen. Ein Tor soll eingesetzt und ein Brückchen über den Heuchelbach gebaut werden.
Stadt zahlt Tor und Brücke
In Frage kommt eine Stelle hinter dem Fröling-Kolumbarium, im Volksmund auch „braune Kapelle“ genannt. Dahinter befindet sich ein Spielplatz, also Territorium der Stadt, die als Anrainer auch die Kosten von rund 100 000 Euro übernehmen würde. Das Geld ist nach Auskunft von Rathaussprecher Andreas Möring vorhanden.
Fraglich ist allerdings noch, wie stabil die Mauer und ob ein Durchbruch überhaupt möglich ist. Diethelm Harder, der sich im Kirchenvorstand um den Friedhof kümmert, glaubt, dass die Mauer, die im Besitz der Kirche ist, älter als 200 Jahre ist. „Wir bauen nur, wenn wir wissen, dass sie auf solidem Grund steht“, kündigt Möring an. Gespannt warten Stadt und Gemeinde jetzt auf das Ergebnis eines Gutachtens, das die Stadt in Auftrag gegeben hat. Es soll in den nächsten Wochen vorliegen. Muss die rund 300 Meter lange Mauer saniert werden – womit gerechnet wird –, könnte das laut Möring „einen niedrigen siebenstelligen Betrag“ kosten. Wer das bezahlen soll, ist noch ungewiss.
Die Gemeinde jedenfalls hat sogar ein Grab verlegt, um die Voraussetzungen für den Durchbruch zu schaffen. Nach langer Recherche spürte Harder die Nachkommen des Verstorbenen in den USA auf, die aber nichts dagegen hatten, wenn das Grab geräumt wird. Das Efeu, das die Mauer über die Jahre angegriffen hat, hat die Gemeinde schon entfernen lassen.
Für Harder ist klar, dass die Steinwand als „natürlich gewachsenes Bauwerk“ erhalten bleiben soll. Sie enthält Feldsteine und ehemalige Haustür-Stufen aus Sandstein. Direkt hinterm Mausoleum findet sich zudem ein eingemauerter Grabstein eines englischen Mädchens, das als Kurgast hier war.